Arbeitskreis Dorfgeschichte

Arbeitskreis Dorfgeschichte
Vor 100 Jahren – Glockenweihe im Januar 1925 (70/2025)
Mit dem ersten Beitrag im neuen Jahr zu besonderen Ereignissen in unserer Dorfgeschichte erinnern wir an die Glockenweihe vor 100 Jahren. Doch beginnen wir zunächst mit dem Geläut unserer mittelalterlichen Vorgängerkirche und gehen zurück in das Jahr 1793.
In Folge der Französischen Revolution 1789 ist auch unsere Region Schauplatz zahlreicher Kampfhandlungen. Bei Biesingen kommt es am 17. November 1793 zu einem Gefecht zwischen der französischen Moselarmee und preußisch-sächsischen Truppen.
In der Festschrift „1000 Jahre Ommersheim“ schreibt Pfarrer Georg Friedrich Eberlein:
„Durch das Vorrücken der Franzosen im Bliestal ziehen sich die preußischen Truppen nach Kaiserslautern zurück. Die Soldaten der Revolution besetzen das Dorf. Der Pfarrer muss flüchten und die Glocken werden vom Turm geholt.“ Es sollte das erste, aber nicht das letzte Mal sein, dass die Pfarrgemeinde den Verlust ihrer Glocken beklagen muss.
1827 wird unsere aus dem 11. Jahrhundert stammende alte Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen und ein Jahr später abgerissen. Bereits 1829 ist die auf den Namen „Mariä Heimsuchung“ geweihte neue Kirche fertiggestellt. Sie erhält ein aus zwei größeren und einer kleinen Glocke bestehendes neues Geläut.
Im Kriegsjahr 1916 werden die beiden großen Glocken beschlagnahmt und zur Fertigung von Kriegsgerät eingeschmolzen. Es ist das zweite Mal, dass die Pfarrgemeinde ihrer Glocken beraubt wird. Lediglich die kleine Glocke verbleibt im Ersten Weltkrieg im Turm. Zur Finanzierung eines neuen Geläuts werden nach Kriegsende in den Jahren 1919 bis 1922 Haussammlungen durchgeführt.
Das Foto zeigt die beiden mit Blumen geschmückten neuen Glocken vor der alten Treppe, die zum Eingang unserer Kirche führte und ist in der Festschrift „175 Jahre Katholische Pfarrkirche Ommersheim“ veröffentlicht.
Vorne rechts steht Michael Wack (Jahrgang 1870). Er war von 1910 bis 1925 Ommersheimer Bürgermeister und Wirt des Gasthauses „Zum Lamm“. Der ältere Herr links ist nicht bekannt.
Von den zahlreichen Personen im Hintergrund kennen wir drei Namen:
Links mit Mütze Gustav Hartz (Jahrgang 1905), der den älteren Ommersheimern wohl noch als Straßenbahnkontrolleur und Kommunalpolitiker in Erinnerung ist.
Rechts daneben Rudolf Grauvogel (Jahrgang 1907), der am 12. März 2007 seinen 100. Geburtstag feiern konnte.
Die ältere Person mit Hut in der Mitte ist Rudolf Abel (Jahrgang 1889), Großvater der Geschwister Christa (verh. Kuhn), Heribert, Karl-Josef und Andreas Müller.
Beide Glocken ereilt 17 Jahre später das gleiche Schicksal wie ihre Vorgängerinnen. Am 20. Januar 1942 werden auch sie durch den Staat beschlagnahmt und für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen. Unser Gotteshaus ist nun zum dritten Mal ohne Geläut.
Wie bereits im Ersten Weltkrieg überlässt man der Pfarrgemeinde die kleine Glocke. Sie übersteht fast unbeschadet den schweren Artilleriebeschuss in der Nacht zum 15. März 1945. „Aus dem Glockenstuhl gestürzt lag sie zwischen Trümmern in halber Höhe des Turms“, so Pfarrer Eberlein in seinen Tagebuchaufzeichnungen zum Zweiten Weltkrieg.
Im Jahr 1953 kauft die Pfarrgemeinde ein neues Geläut. Unter großer Anteilnahme der Ommersheimer wird am 26. Juli die feierliche Weihe von vier neuen Glocken vollzogen.
Während man 1925 die kleine Glocke in das neue Geläut integriert, geschieht dies 1953 nicht. Noch einige Jahre steht sie in einem Nebenraum des Eingangs der Kirche und wird danach der Pfarrei Walsheim überlassen. Hier wirkt Joseph Walle vom Nussweiler Hof lange Jahre als Priester. Vom Turm der 1856 konsekrierten Pfarrkirche „St. Pirminius“ in Walsheim läutet die ehemalige Ommersheimer Glocke noch heute.
(Quellen und Foto: Festschriften „1000 Jahre Ommersheim“ und „175 Jahre Katholische Pfarrkirche Ommersheim“)